Medikamente:
Tipps zur richtigen Arzneimitteleinnahme
Damit Patienten regelmäßig ihre Medikamente einnehmen, leisten auch Apotheker ihren Beitrag
Wie war das noch mal? Die gelbe Kapsel und die kleine weiße Pille vor, die blaue Tablette nach dem Frühstück. Mittags vor dem Essen einen halben Messbecher rosa Sirup. Und abends? Die verwirrende Vielfalt ist einer der häufigsten Gründe, dass Menschen ihre Medikamente nicht so einnehmen, wie der Arzt es verordnet hat, sagen Experten.
Dabei ist gerade die Therapietreue, fachsprachlich Compliance oder Adherence, sehr wichtig. Doch rund ein Viertel der Patienten in den Industrieländern nehmen ihre Medikamente nicht nach Vorschrift ein. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung kostet das unser Gesundheitssystem jährlich bis zu 20 Milliarden Euro, etwa wegen weggeworfener Arzneimittel und der Behandlung von Folgeerkrankungen. Aufklärung durch Apotheker verbessert die Einhaltung der Medikamenten-Einnahme um 15 bis 20 Prozent, heißt es in der Studie.
Hinweis auf dem Zahnputzbecher
Apotheker können ihren Kunden erklären, warum manche Pillen vor, andere zu einer Mahlzeit geschluckt werden müssen. Apotheker geben auch Tipps, wie sich die Einnahme in den Tagesablauf einbauen lässt. Sollen Medikamente beispielsweise nach dem Frühstück genommen werden, hilft ein Aufkleber auf dem Zahnputzbecher. Noch besser ist es, wenn einen der Ehepartner oder eine Pflegeperson als „externes Gedächtnis“ erinnert. Eine Dosierhilfe, in der die Pillen nach Tageszeiten und Wochentagen sortiert sind, kann ebenfalls eine gute Hilfe sein. Seit Kurzem gibt es sie auch mit einer elektronischen Warnfunktion.
Mangelnde Compliance ist laut Expertenmeinung auf zahlreiche Einflussfaktoren zurückzuführen. Eine wesentliche Rolle spielt das Vertrauen in den Arzt. Sagt dieser: „Das Mittel kann in seltenen Fällen zu Wassereinlagerungen im Gewebe führen – bei Ihnen glaube ich das jedoch nicht“, hat das einen ganz anderen Stellenwert, als wenn der Patient allein zu Hause auf dem Beipackzettel unter „Unerwünschte Wirkungen“ liest: „Nierenprobleme“.
Dann kann es passieren, dass er das Medikament nicht einnimmt, weil er mehr Angst vor den Nebenwirkungen hat als vor seiner Krankheit. Besonders oft beobachten Ärzte und Apotheker das bei chronischen Erkrankungen, die nicht mit Schmerzen einhergehen. Viele Bluthochdruck-Patienten fühlen sich wohl: Sie sind aktiv und brauchen weniger Schlaf. Warum also sollen sie ihre Betablocker überhaupt nehmen?
Der Apotheker als Übersetzer
Auch viele, die längere Zeit brav ein blutdrucksenkendes Mittel genommen haben, ziehen einen falschen Schluss, wenn sie wieder normale Werte erreichen: Sie erkennen nicht, dass sie dies nur dem Medikament verdanken – und setzen es ab.
Therapietreue hängt also auch davon ab, wie gut jemand bestimmte Wirkmechanismen versteht. Hier ist ebenfalls der Apotheker gefragt. Der Arzt spricht seine Medizinersprache, der Apotheker die des Kunden. Er ist zugleich Wissensvermittler und Übersetzer.
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